Wo kommt die Lust auf meinen Schmuck her?

Wie komme ich darauf, solche Schmuckteile herzustellen und mich dabei zufreuen, wie ein Kind. Was darf Schmuck sein? Woraus darf Schmuck gemacht sein? Was kann er bewirken? Ich will es an meinen bunten Ketten ergründen. Ich will es wissen, ganz genau. Ist der Schmuck für mich als Frau oder für mein inneres Kind? Oder für beide? Wo kommt die Lust her, diese kleinen bunten Dinger zu machen und auch selbst zu tragen.

Was darf Schmuck eigentlich sein?

Okay, ich bin 57 Jahre jung und stelle mir diese Frage mit einem Grinsen im Gesicht. Und ganz klar, die Frage ist kaum gestellt, ruft jede Zelle in mir: Für mich darf Schmuck fast alles sein! Das heißt, alles, was ich persönlich schön finde. Mit schönen Dingen kann ich mich schmücken, mich verzieren, als auffallende Zierde an mich dranhängen und mich gleichsam schön finden. Schmuck ist subjektiv. Was ich als Schmuck tragen will, was ich schön und umwerfend finde, kann ein anderer kopfschüttelnd verneinen und im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend finden, dass er sich vom Anblick eine zeitlang erholen muss. So wie es überall und immer verschiedene Meinungen gibt, so ist es ganz sicher auch mit Schmuck.

Biggi Hopp mit ihren bunten Ketten im Garten

Ich sah einmal eine Frau mit einem wahrscheinlich selbst geformten großen Teil aus luftgetrockneter Knetmasse, bemalt mit glitzerfarbenen Nagellack, um den Hals gebunden als Kette. Sie saß in einem Cafe‘ mit Tasse und Kuchenteller und das Schmuckstück baumelte majestetisch und lustvoll auf ihrem Decollete‘. Es hing an einem breiten rosa Seidenband. Auch das noch. Ich muss zugeben, ich fand es so dramatisch häßlich, dass ich immer wieder hinschauen musste. Ich konnte auch gar nicht anders, sie saß mir genau gegenüber. Doch ihr schien dieses Schmuckstück so sehr zu gefallen, da sie entspannt lächelte und mit gehobenen Kopf und ausgestreckter Brust auf ihrem Stuhl saß und immer wieder mal stolz in die Runde schaute. Ich musste sie einfach darauf ansprechen. Ich gestehe, ich schwindelte ein bißchen, sehr interessant, das hat wohl eine besondere Bedeutung, sehr kreativ, ich bin Künstlerin usw..

Da veränderte sich ihr Gesicht, sie lächelte etwas in sich gekehrt und sagte: „Ich wollte früher immer Goldschmiedin werden, wie meine große Schwester, doch meine Eltern wollten das nicht. Als sie sehr schwer erkrankte und mit ihren Händen nicht mehr arbeiten konnte, zerbrach es mir das Herz und von da wollte ich auch nicht mehr. Diese Kette hat meine Schwester mir gebastelt, als sie ihre Hände noch ein klein wenig bewegen konnte. Nun sind ihre Finger vollends steif.“ Jeder kann sich vorstellen, wie betroffen ich war und das mächtige Schmuckstück plötzlich mit ganz anderen Augen sah.

Was darf Schmuck sein? ALLES darf Schmuck sein! Schmücke sich jeder mit dem, wonach seine Lust ruft und wofür sein Herz schlägt.

Woraus darf Schmuck gemacht sein?

Verschiedene Schmuckteile in Silber

Schmuck besteht ja meistens aus Silber, Gold oder Platin und ist mit echten Edelsteinen oder Strasssteinen besetzt. Doch von Echtschmuck und auch von Modeschmuck möchte ich weniger reden. Ich will nur ein bißchen das Feld der alternativen Schmuckergüsse von kreativen Menschen betrachten.

Als Kind stand ich im Alkoven meiner Oma vor dem großen Klappspiegel mit allen Ketten um den Hals gehängt, die dort links und rechts immer an den Türen hingen. Traumhaft schön sah ich aus, wie eine Prinzessin. Das war ein prachtvoller Schmuck! Meine Kinderaugen strahlten. Ketten aus Steinen und Perlen und Goldstücken, ich wollte sie alle haben. Dagegen im Kindergarten die Ketten aus Kastanien und Eicheln fand ich doof, da fedelte ich mir lieber die begehrten Holzperlen auf Schnüre und bastelte mir lange Holzperlenketten.  
In späteren Jahren zerbrach meine große Liebe zu selbstgebasteltem Schmuck aus Naturmaterialien und Gewürzkörnern. Während meiner Ausbildung im 1. Lehrjahr passierte das kleine schreckliche Ereignis, das aus heutiger Sicht sehr belustigend wirkt. Vollbehängt mit meinen schönsten Naturketten lief ich durch den strömenden Regen, dabei wuchsen die Ketten unbemerkt und bildeten große braune Bilder auf meiner feinen weißen Leinenbluse. Von dem Kräuterduft, den ich später im Raum verströmte, will ich gar nicht reden.
Schmuckiste Biggi's Kette - Schweinchen im Bett

Woraus darf Schmuck sein? Wenn ich so überlege, woher oder warum mir eigentlich diese Frage in den Sinn kommt, dann ahne ich einen Grund. Schmuck bedeutet für viele Menschen eine wertvolle Angelegenheit. Schmuck muss wertvoll sein, im Material und in aufwändiger Herstellung. Aber wie gesagt, um diesen klassischen Echtschmuck geht es mir hier nicht. Es gibt unendlich viele kreative Menschen, die aus den verschiedensten Materialien Schmuckstücke herstellen, Kreationen erschaffen, bei denen es von Phantasie und Gestaltungslust nur so strotzt. Aus Wolle, Filz, Metall, Drähten, Haaren, Blumen, Kerzenwachs, Gips, Stroh, Plaste, Holz oder sogar Papier und vielenm mehr habe ich schon Schmuckstücke gesehen. Ich finde es wunderbar lebendig und erfrischend, wenn ich Menschen sehe, die sich schmücken mit eigenwilligen kreativen Schmuckideen. Es macht Spaß diesen Mut zum Anderssein und auch den Mut zur eigenen Freude zu spüren.

Lebensfreude aus meiner Schmuckkiste

Die muss ich haben, die passt genau zu einer Person, die ich kenne.“ Das ist ja genial, da habe ich nach freier Lust und Laune eine kleine Holzscheibe bemalt mit einem Gesicht und knallroten Haaren, rosa leuchtenden Strähnen, ohne zu wissen, dass die Energie wohl schon beim Malen zu disem Menschen in die Ferne zielte. Das ist wunderbar und erfreut mich sehr. Die Ketten „Pinklady“ und „Die kleine Elster“ sind, kaum, dass sie enstanden, schon in verliebte Herzen gewandert. Toll! Sie sind auf meiner Webseite zu sehen.

Biggi's Kette-Der Rabe hängend

Wie komme ich darauf, solche Schmuckteile herzustellen und mich dabei zu freuen, wie ein Kind. Ist der Schmuck für mich als Frau oder für mein inneres Kind? Oder für beide? Wo kommt die Lust her, diese kleinen bunten Kunstwerke zu machen und auch selbst zu tragen?

Ich bin kreativ, voller Phantasie und mit freier Lust gefüllt, immer in der Umsetzung meiner Ideen zu bleiben. Ich sehe da keine Grenzen oder Barrieren, die mich stoppen könnten. Was aber das eigentlich grundlegende Bedürfnis an der Herstellung dieser kleinen Schmuckstücke ist, ist die Lust, mich der Freude und dem Spaß hinzugeben. Als Kind war ich strenger Beobachtung, bzw. unter strenger Beurteilung meines Umfeldes ausgesetzt, was gut und wertvoll anzusehen sei, bezüglich der kreativen Ergebnisse. So empfand ich es zumindest. Das engt ein und verhärtet sich als Blockade für das spätere Leben.

Doch heute bin ich die Biggi Hopp, eine erwachsene lebensfrohe Künstlerin und ich erschaffe in meinem Atelier, meiner Insel der Lebensfreude Kunstwerke, die meine Freude weitertragen. Ich habe mich über Jahre freigebuddelt, jetzt muss ich lachen, wie im Sandkasten, da sind wir also schon wieder bei der Kindheit. Freibuddeln und Spaß daran haben, bei dem, was gerade die Hände tun.

Wenn ich an meinen Illustrationen arbeite, Bilder male, Geschichten schreibe, dann ist das Arbeiten grenzenlos, offen und breitflächig. Das Arbeiten an diesen kleinen Schmuckstücken dagegen ist eng gefasst, passt in einen überschaulichen Rahmen mit Anfang und Ende. Und das ist zwischendurch immer wieder ein abwechslungsreicher willkommender Genuss.

Schmuck mit leiser Botschaft

An der Kasse im Supermarkt tippt die Kassiererin die Produkte ein und schaut immer wieder an das Revers meiner Jacke. Daran steckt meine große Brosche mit dem lachenden Mädchen und leuchtet. Hinter mir ist eine lange Schlange mit einigen grummelnden Menschen, die nicht warten können. Sie tippt und guckt, tippt und guckt. Dann schaut sie kurz in mein Gesicht, wird lockerer, muss grinsen und dann lachen. Es braucht keine Worte. Es ist ein Zaubermoment. Sie freut sich und ich freue mich. Nichts weiter.

Es war ein schöner kleiner heller Moment, in dem Lebensfreude ihre Kreise zog. Toll oder? Und alles durch diese kleine Brosche. Und eigentlich war es so ein Tag, an dem das Wetter blöd war, ich nicht wußte was ich anziehen sollte, aber unbedingt rausmußte zum Einkaufen, ich aber keine so gute Laune hatte, der Parkplatz überfüllt war usw. … aber zum Glück diese lächelnde Brosche am Revers trug.

Brosche Mädchen

Ich darf alles. Wo eine Perlenkette, ein goldener Halsring, eine Dubleekette mit Omas Klunker, ein Silberkettchen mit Herzchen vom Liebsten, ein Lederband mit Lesebrille und verschieden andere Dinge getragen werden können, da darf auf jeden Fall ein kleines handbemaltes unikates fröhliches Kunstwerk aus Holz mit einer klaren Botschaft ebenfalls getragen werden. Ja und die Botschaft ist nicht vordergründig direkt und laut. Die Botschaft dieser Schmuckstücke kommt lustvoll, wirtzig geschichtentragend, erzählend und positiv stimmend hervor. Die Schmuckstücke sagen leise und ohne Dramatik, hier bin sich, ich darf alles , das Leben ist schön, es gibt keine Regeln, die mir sagen, was ich tun soll oder was nicht. Solange ich diese Kette trage, bin ich die Königin der einfachen kraftvollen Schönheit. Ich bin eine Zierde in meinem Universum und keiner kann mir etwas tun … huh das klingt super. So müssen die kleinen Kunstwerke getragen werden.

Fazit

Und wo kommt denn nun die Lust auf meinen Schmuck her? Das ist im Grunde doch ganz einfach zu beantworten. Weil ich Freude beim Herstellen empfinde, habe ich einfach Lust auf mehr. Alles was Freude bringt, muss vermehrt werden, das ist so. Lust folgt der Freude, Freude folgt der Freiheit und Freiheit folgt dem Entschluss. Das heißt, ich habe mich innerlich irgendwann dazu entschlossen, meine Freude frei zulassen. Das ist Lebensfreude leben. Meine Freude an den Ideen, die in mir toben, egal ob sie kindlichen Charakter tragen, witzig oder ernsthaft sind, ungehemmt zu leben.

Und ob sich beim Anblick meiner kleinen Schönheiten die kleine Birgit in mir freut oder die große erwachsene Frau, ist mir absolut egal. Ich bin ja sowiso mein lebenlang beides.

Und dennoch war es gut, diese Frage einmal etwas ausführlicher durchzugehen, nur für den Fall, dass mich mal jemand fragt und ich nach tiefgründigen Antworten suche: Lust folgt der Freude, Freude folgt der Freiheit und Freiheit folgt dem Entschluss.

Wunderbar, du hast bis hierhin gelesen. Ich danke dir herzlich und freue mich sehr darüber.

Herzlichst Biggi

Falls du in Biggi’s Schmuckkiste direkt hineinschauen willst, ist das von hieraus auch möglich. Bitte hier klicken

2 Kommentare zu „Wo kommt die Lust auf meinen Schmuck her?

  1. Weißt du, was das tolle am Schmuck ist? Das wir diese kleinen Kunstwerke mit uns herumtragen können, während wir anderen Menschen begegnen. Schmuck hat eine Sprache, die zusammen mit dem Träger entsteht. Zusammen erzählen sie eine Geschichte.
    Ach, Geschichten erzählen, dass magst du ja auch, oder?
    Dankeschön für diese schönen Gedanken.

    1. Liebe Cynthia, ganz lieben dank für dein Lesen meines Beitrages und danke für deinen schönen Kommentar. Du als wunderbarer Schmuckprofi hast dich dein Leben lang mit Schmuck beschäftigt, als Goldschmiedin in deiner Schmuckburg, und weißt sicher in ganz ander Weise die wunderbarsten Schmuckgeschichten zu erzählen. Zum Glück habe ich auch ein Schmuckstück von dir. Liebe Grüße von Biggi

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